Ansprache zum
Konzert von Aeham Ahmad am 21.10.2023 in Deggendorf im Rahmen von “Demokratie leben!”
von Gabriele Weng, Gruppensprecherin AI Deggendorf
Die Deggendorfer Gruppe von Amnesty International begrüßt Sie alle ganz herzlich zum Konzert von Aeham Ahmad und zur Lesung aus seinen Texten.
Wir danken besonders den Organisatoren von Demokratie leben, der Stadt Deggendorf, des Kapuzinerstadls, der Firma Jocham und allen Unterstützern für ihr Engagement, damit dieses Konzert heute stattfinden kann.
Amnesty ist eine Menschenrechtsorganisation. Die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte wurden vor 75 Jahren von den Vereinten Nationen beschlossen. Angesichts der Gräuel des 2. Weltkrieges sollten die 30 Artikel den Menschen den größtmöglichen Schutz im Hier und Jetzt gewährleisten.
Und wenn wir uns heute die Welt ansehen: die kriegerischen Auseinandersetzungen, die problematischen und kritischen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, das Klima, und wenn wir uns dann die Auswirkungen auf die Menschen ansehen, dann sind die Menschenrechte heute so aktuell wie eh und je.
Amnesty sieht es als seine Aufgabe an, immer wieder auf Verletzungen der Menschenrechte hinzuweisen. Menschen, bedürfen unserer Solidarität, unserer Hilfe.
Die Deggendorfer Gruppe von Amnesty tut dies seit 1973, seit 50 Jahren.
Als immerwährende Erinnerung und Aufforderung zu unserer – nicht nur passiven, sondern aktiven – Solidarität, haben wir gestern zusammen mit der Stadt in Deggendorf eine Brücke zur „Brücke der Menschenrechte“ ernannt. Auf einer danebenstehenden Stele sind die Artikel der Allgemeinen Menschenrechte aufgeführt.
Die Brücke ist die über den Bogenbach zwischen THD und Spielplatz Deichgärten. Wir danken der Stadt Deggendorf für die Unterstützung bei der Umsetzung unserer Idee.
Aber nun zu unserer heutigen Veranstaltung: Wir freuen uns sehr, Aeham und heute auch seine Frau Tahani bei uns begrüßen zu können.
Aeham Ahmad wurde in Syrien, Yarmouk, einem Stadtteil von Damaskus, als palästinensischer Flüchtling geboren. 2013 wurde Yarmouk von verschiedenen Parteien des Bürgerkrieges umkämpft. Die Bevölkerung dieses Stadtteils wird innerhalb von 2 Jahren durch Krieg, Belagerung und Hunger von 150 000 auf 16 000 Menschen dezimiert. Das entspricht etwa 3 ½ mal aller Einwohner Deggendorfs.
In den Trümmern von Yarmouk spielte Aeham gegen den Wahnsinn des syrischen Bürgerkrieges – inmitten von Leid, Hunger, Sterben. Das Foto von Aeham Ahmad, dem Pianisten zwischen den Trümmern, ging um die Welt.
Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Deutschland und gibt Konzerte in ganz Europa. Bereits 2015 wurde er mit dem internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte ausgezeichnet. Gestern konnte Aeham in Sanremo den Yorum-Preis des renommierten Club Tenco und von Amnesty International Italien entgegennehmen. Der Preis wurde Aeham verliehen, da er sich als Künstler in Syrien und jetzt in ganz Europa für Werte wie die Meinungsfreiheit und für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzt.
Im gemeinsamen Musizieren mit Menschen christlichen, jüdischen oder muslimischen Glaubens leistet er seinen Beitrag zu mehr Toleranz und friedlichem Zusammenleben.
Wir wollen heute mit diesem Konzert und den Texten von Aeham Ahmad einen Blick auf das heutige Leben in Syrien werfen, auf ein Land, in dem seit 2011 Krieg herrscht:
In seinem neuen Buch erzählt der Taxifahrer Ahmed vom Leben in der Stadt Damaskus. Er erzählt von den Spuren der Zerstörung und vor allem von den Spuren in den Seelen der Menschen.
Konzerte von Aeham Ahmad sind etwas Besonderes. Lassen wir uns durch seine Musik und seine Herzlichkeit berühren. Lassen wir uns von den Geschichten mitnehmen nach Damaskus, in den Alltag des Taxifahrers Ahmed.
Er schreibt:
Geschichten erzählen
einen Moment.
Sie halten diesen fest.
Sie zeigen nicht immer,
wie etwas beginnt
oder begonnen hat.
Sie lassen häufig offen,
was dem Moment folgt.
Aber wir leben
mit der Sehnsucht
Und der Hoffnung
auf andere, besser Zeiten.